Golf-Mentalcoaching Profi-Golfer

Fehlschläge und ihre mentale Vorgeschichte

Die Deutsche Profigolferin Martina Eberl lag 2010 bei der UnitCredit Ladies German Open auf Gut Häusern bei München so überlegen in Führung, dass alle Fachleute und Zuschauer davon ausgingen, dass sie dieses bedeutsame Turnier auch gewinnen würde. Vorausgesetzt natürlich, ihr unterliefe kein »grober Patzer« auf den letzten Löchern.

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Doch genau das passierte leider am letzten und alles entscheidenden Turniertag. Loch 13 wurde für Martina Eberl zur »Katastrophe« und kostete sie den Sieg bei den German Open – ganz knapp, um nur einen einzigen Schlag verpasste sie den Titel.

»Woran hat es denn gelegen?«, wollten hinterher alle Journalisten von Martina Eberl wissen. Eine solches Schlagergebnis auf Bahn 13 von der vorher so sicher aufspielenden Top-Golferin konnte sich keiner erklären. Damit aus dem »Loch 13« kein Trauma für das nächste Turnier auf Gut Häusern wird, ließ sie sich von mir coachen. Wir testeten mit dem Muskeltest aus WingWave alle Löcher durch und fanden heraus, dass bereits an Loch 9 etwas vorgefallen sein musste. Es dauerte, bis sie sich schließlich erinnerte. Tatsächlich, da war was – und zwar mit ihrem damaligen Caddy.

Seine Aufgabe war, vom Turnier-Vortag genaue Aufzeichnungen der Längenangabe von allen Schlägen zu machen und davon, mit welchem Schläger sie an welchem Loch welche Weiten geschlagen hatte – quasi ein Roadbook für Golfprofis. Im Turnier-Finale fragte sie ihn dann an Loch 9, mit welchem Schläger sie am Vortag gespielt habe.

Pick it up, bitch!

Er gab eine so abstruse Antwort, dass sie stutzig wurde. Martina Eberl schob die Hand von den Aufzeichnungen des Caddys und sah – oh Schreck –, dass die Seite zu Loch 9 komplett leer war. Er hatte offensichtlich gar keine Aufzeichnungen gemacht! Sie war geschockt und entgeistert wegen seines Verhaltens. Und jetzt stand sie hier im wichtigsten deutschen Golfturnier auf der Siegerspur und sollte ohne den üblichen Input schlagen. Sie war einfach nur fassungslos. Mentale Katastrophe. Prompt verschlug sie den Ball. Vor Wut schleuderte sie ihren Schläger auf den Boden. Daraufhin knurrte ihr Caddy: »Pick it up, bitch« (Heb ihn auf, Schlampe). Der nächste Schock – auch noch zusätzlich so herabwürdigend angesprochen zu werden! Sie überlegte, wie sie auf diese respektlose Frechheit reagieren sollte. Sie entschied sich dafür, mitten im Turnier bloß keinen Eklat vom Zaun zu brechen und schwieg. Aber offensichtlich gärte es in ihr. Vier Löcher später, an Loch 13 verlor sie die mental-emotionale Stabilität und »patzte«. Auch Martina Eberl war nach unserem Coaching sofort klar, dass die Ursache für das schlechte Ergebnis an Bahn 13 der Vorfall an Loch 9 war.

Dieses Beispiel von Deutschlands Top-Golferin Martina Eberl auf den German Ladies Open zeigt sehr eindrucksvoll: Missglückte Golfschläge haben häufig, wenn nicht meistens, eine mentale Vorgeschichte. Diese hat in der Regel einen viel größeren Einfluss auf den Ausgang des Schlages, als die reine Schlagtechnik. Viele Freizeitgolfer praktizieren aber genau das Gegenteil: Nach einem missglückten Schlag fangen sie an, praktisch und vor allem gedanklich an ihrer Schlagtech- nik herumzudoktern. Sie sind nicht mehr konzentriert, werden unsicher, machen noch mehr Fehler – und mit einem Schlag ist im wahrsten Sinn des Wortes die ganze Golfrunde gelaufen.

Viel sinnvoller wäre es zu überlegen: Was hat diesen Fehlschlag ausgelöst? Was habe ich vorher wahrgenommen, was mich vielleicht gestört haben könnte?

Sobald Golfer nach Selbstreflexion auch auf der emotionalen und mentalen Ebene die Frage nach dem Auslöser  für sich beantworten  können, gibt es zwei Möglichkeiten: Erstens durch die bei mir gelernten Selbstcoaching-Methoden ihre stressenden Emotionen und Gedanken zu neutralisieren (zum Beispiel durch Atemtechniken, wache REM-Phasen etc.). Zweitens können sie sich vor jedem Schlag in einen „bestmöglichen“ Zustand bringen: Durch günstige innere Dialoge, die sie idealerweise vorher mit einem Coach erarbeitet und gefestigt haben. Zum Beispiel: „Ich bin ein guter Putter“ oder „Ich schwinge mit Freude und Leichtigkeit“. Außerdem sinnvoll ist der Einsatz einer speziellen Atemtechnik, die sich günstig auf Herzfrequenz und Stresshormone auswirkt.

Aus dem Fall Martina Eberl wird zusätzlich deutlich: Golftrainer und andere Mentaltrainer können noch so hervorragende Techniken einsetzen. Aber es ist zwingend notwendig, Leistungsblockaden und unbewussten Stressfaktoren mit Hilfe speziellerer Methoden auch wirklich auf den Grund zu gehen und sie am Ort der Entstehung (nämlich im Emotionszentrum des Gehirns, dem limbischen System) effizient aufzulösen. Vor und nach meinen sehr spezifischen „Emotions-Coachings“ können die Golfer auch mit ihren anderen Mentaltrainern gut weiter zusammenarbeiten. Optimal ist eine enge Abstimmung und gute Kooperation des um einen Golfer aufgebauten „Erfolgsteams“.


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